Die Kompanie

Die Kompanie gliedert sich in zwei Abteilungen, die so genannte Fahnenkompanie und die

eigentlichen Schwerttänzer. Zur Fahnenkompanie gehören die vier Platzmeister, der Fähnrich und die Spielleute (Trommler und Pfeiffer) sowie der Hänsele, welcher jeweils vor einem Auftritt vom 1. Platzmeister bestimmt wird.

 

Der 1. Platzmeister ist Kommandant und 1. Vorstand im Sinne des Vereinsrechts.

Der 2. Platzmeister ist Stellvertreter und übt z. Zt. auch das Amt des Schriftführers aus.

Der Säckelmeister ist Vereinskassier.

 

Die Kleidung besteht aus dunkelblauen Fräcken mit roten Westen und schwarzen

Samtbundhosen. Hierzu gehören weiße Stehkragenhemden mit schwarzen Schleifen, weiße Handschuhe und weiße Kniestrümpfe sowie schwarze Halbschuhe mit Zierschnallen. Der Degen wird frei getragen. Als Kopfbedeckung tragen alle einen schwarzen Dreispitz, nur der Fähnrich trägt einen Federhut. Die vier Platzmeister erkennt man an den gelb-roten Schärpen in den Farben der Stadt Überlingen. Die Spielleute tragen schwarze Fräcke mit weißen Westen. Alle Aktiven tragen am linken Rockaufschlag eine gelb-rote Schleife mit einem Zweig Rosmarin.

 

Geschichtlicher Hintergrund

Der Schwerttanz hat in Mittel- und Westeuropa eine lange Tradition und seine Spuren können bis zum Ende des 14. Jahrhunderts urkundlich nachgewiesen werden. So z.B. in Flandern, wo im Jahre 1389 schon von einem „Tanz mit den Sworden der leidigen Gesellen uf den Vastelovend“ berichtet wird.

 

Ähnlich wie der Zämertanz der Metzger in Nürnberg und der Schäfflertanz der Böttcher in

München war auch der Überlinger Schwerttanz ein Fastnachtsbrauch, der besonders von

den Zünften gepflegt wurde. Boten doch die närrischen Tage vor dem Aschermittwoch in

vielen Städten Europas eine willkommene Gelegenheit für die Handwerkszünfte, sich selbst öffentlich darzustellen. Meist waren es die größten oder wirtschaftlich bedeutendsten Zünfte, welche das Privileg eines herausragenden Tanzes besaßen.

 

Zunft der Rebleute

In Überlingen, wo der Weinbau lange Zeit eine wichtige Rolle spielte, war dies die Zunft der Rebleute, nach ihrem Zunftlokal „beym Wolfen“ auch „Wolferzunft“ genannt. Bezeichnend ist die Tatsache, dass vor der Aufführung der Magistrat der Stadt um die Genehmigung hierfür angegangen werden musste. Diesem Umstand verdankt man auch den ersten

urkundlichen Hinweis auf den Schwerttanz.

 

So heißt es im Ratsprotokoll vom 8. Februar 1646:

 

„den ledigen burschen ist auf mehrmaliges anhalten der Schwerttanz in der Zunft von

12 bis 5 Uhr, jedoch ohne Spieleut und den medlintanz vergont“.

 

Die Selbstverständlichkeit, mit der hier von den einzelnen Bestandteilen des Brauches gesprochen wird, lässt darauf schließen, dass der Schwerttanz in Überlingen bereits lange vor 1646 bekannt war und aufgeführt wurde.

 

Im Ratsprotokoll vom 3. Februar 1670 heißt es: „Den ledigen Rebknechten ist die Fastnachtsrecreation auf nächstkommenden Sonn- und darauffolgenden Donnerstag wie auch die drei Fastnachtstage, doch mit selbst anerbottener Bescheidenheit, ohne Schwerttanz, bis 9 Uhr nachts und länger nicht vergont worden“. Von diesem Zeitpunkt an wird der Schwerttanz immer in Zusammenhang mit der Zunft der Rebleute in Verbindung gebracht. 1731 heißt es dann: „Die ledigen Gesellen der ehrbaren Zunfft der Wolffer halten ahn umb den gewohnlichen Schwertle Tanz und ist derselbe ihnen verwilligt“.

 

Vom Jahr 1789 an liegt schließlich die handgeschriebene Chronik der Schwerttänzer vor, das „Ordnungsbuch für die ledigen Rebleith“, welches die Geschichte des Brauches nahezu lückenlos dokumentiert und auch Teile einer älteren, heute verlorenen Chronik beinhaltet.

 

Der Hänsele

Hierin erscheint auch zum ersten Mal der Name „Hänsele“ für die heutige Überlinger Fastnachtsfigur, welche beim Schwerttanz eine besondere Rolle spielt. 1766 wurde ein neues Hänsele-Kostüm angeschafft.

 

Historiker sind sich weitestgehend einig, dass es sich hier um das „Teufelshäs“ handelt, das bereits in der zwischen 1496 und 1518 entstandenen Fastnachtsordnung erwähnt wird. Es wurde bei kirchlichen Passionsspielen verwendet und konnte an Fastnacht beim Mesner des Münsters ausgeliehen werden.

 

Beim Schwerttanz verkörpert der Hänsele „den Toten“, wie die Überlinger sagen, womit offenbar sowohl eine Verbindung zu der tiefen Religiosität des Mittelalters – der Narr als Gottesleugner und Toter - hergestellt wird als auch zu tatsächlichen geschichtlichen Abläufen in der alten Reichsstadt Überlingen. Diese hatte des Öfteren Mannschaften für das kaiserliche Heer zu stellen, so z.B. 1475 bei der Belagerung von Neuss durch Karl den Kühnen.

 

Hierzu erzählt man sich in Überlingen folgende Geschichte: Vor dem Ausmarsch besuchten alle die heilige Messe, nur einer, der ein Lebemensch war, blieb der Kirche fern und zog in den Wirtshäusern herum. Nach beendigter Kriegszeit kehrten alle wohlbehalten zurück, nur jener eine war in der Schlacht gefallen. An eben diesen soll der Hänsele, die heutige Überlinger Fastnachtsfigur, beim Schwerttanz erinnern.

 

 

Zeremonie

Das militärisch wirkende Zeremoniell mit Strammstehen, Inspektion, Meldung an die Obrigkeit wie Bürgermeister und Stadtpfarrer, Präsentieren und Beten unter Trommelwirbel kam auf Veranlassung des Magistrats im Jahre 1794 dazu.

 

Das Aufkircher Tor

Im 19. Jahrhundert löste sich der Brauch allmählich von der Fastnacht. Er wurde lange Zeit nur noch in größeren Zeitabständen und bei besonderen Anlässen aufgeführt. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Entschluss gefasst, den Schwerttanz alljährlich im Anschluss an die zweite Schwedenprozession jeweils am 2. Sonntag im Juli aufzuführen. Ihr Domizil hat die Schwerttanzkompanie im 1976-1979 schmuck hergerichteten Aufkircher Tor.


Maidlintanz

Die Kompanie hat ihre Heimatstadt schon bei vielen Anlässen im In- und Ausland vertreten. Gilt sie doch zusammen mit den schönen Überlinger Trachten als ein besonderes Aushängeschild der alten ehemaligen Reichsstadt Überlingen.

 

Die Schwerttanzkompanie wird bei ihren Auftritten wirksam unterstützt von den Frauen des Trachtenbundes Überlingen. Es ist ein schöner Brauch, dass im Anschluss an den Schwerttanz der „Maidlintanz“ aufgeführt wird, bei dem sich Schwerttänzer und Trachtenfrauen zu Kreuzpolka, Schottisch, Hopswalzer und Rheinländer zusammenfinden.

 

Wer sich für die Geschichte dieses außergewöhnlichen Brauchs besonders interessiert, dem sei die aufschlussreiche Abhandlung des bekannten Brauchtumsforschers Prof. Dr. Werner Mezger im Heimatjahrbuch des Bodenseekreises „Leben am See“ Band III von 1985 Seite 38 – 44 empfohlen.