Die Geschichte

Der Schwerttanz ist ein uralter Zunfttanz, dessen Wurzeln im Überlinger Fastnachtsbrauchtum zu finden sind. Erstmals urkundlich erwähnt wird der Tanz im reichsstädtischen Ratsprotokoll vom 8. Februar 1646.

 

„Der ledigen bursch ist auf mehrmaliges anhalten der Schwerttanz in der Zunft von 12 bis 5 Uhren, doch ohne spilleut, und der medlin tanz vergont.“

 

Der genaue Ursprung des Tanzes ist unklar. Der örtlichen Überlieferung nach soll er vom Kaiser bei einer kriegerischen Auseinandersetzung im 15. oder 16. Jahrhundert verliehen worden sein. Schwerttänze sind schon im späten 15. Jahrhundert, etwa in Flandern, bezeugt und waren weit verbreitet.

 

Allen Schwerttänzen gemeinsam ist die Figur des Narren, der in Überlingen durch den Hänsele, der zentralen Überlinger Fastnachtsfigur, verkörpert wird. Der Hänsele war ursprünglich eine Teufelsfigur, die bei Prozessionen mitlief und deren Gewand während der Fastnacht – so bezeugt in der zwischen 1496 und 1518 entstandenen Fastnachtsordnung – beim Kirchenpfleger ausgeliehen werden konnte.

 

Die älteste Darstellung eines Schwerttänzers zeigt ihn gemeinsam mit zwei Hänsele auf einer Fotomontage anlässlich der Seegfrörne 1880.
Die älteste Darstellung eines Schwerttänzers zeigt ihn gemeinsam mit zwei Hänsele auf einer Fotomontage anlässlich der Seegfrörne 1880.

 

Innerhalb des Schwerttanzes spielt der Hänsele eine besondere Rolle. Die lokale Tradition erklärt sein Auftreten so: Die Reichsstadt Überlingen musste dem Kaiser 100 Mann in den Krieg stellen. Vor dem Ausmarsch besuchten alle die heilige Messe, nur einer blieb der Kirche fern und zog in den Wirtshäusern herum. Nach dem Krieg kehrten alle wohlbehalten zurück, nur jener Lebemensch war in der Schlacht gefallen. An ihn, den Narren und Gottesleugner, soll der Hänsele erinnern. Die Überlinger nennen ihn auch den Toten.

 

Damit hat sich im Schwerttanz die mittelalterliche Idee vom Tod als Narr erhalten. Der Narr verkörpert nicht etwa den Possenreißer, sondern den Außenseiter, der Gott fern und dem Teufel dafür um so näher steht und so dem ewigen Tod verfallen ist.

 

Ursprünglich von allen ledigen Burschen an den Fastnachtstagen getanzt, hatte schon bald die größte und wirtschaftlich bedeutendste Zunft der Rebleute das Privileg des Tanzes an sich gezogen.

 

 

Im Lauf des 19. Jahrhunderts löste sich der Schaubrauch allmählich von den närrischen Tagen, verselbständigte sich und nahm neue Elemente wie etwa die preußische Kommandosprache auf. Ganz losgelöst von der Fastnacht wird der Schwerttanz heute nur noch zu ganz besonderen Anlässen und im Anschluss an die zweite Schwedenprozession aufgeführt.

 

Heute gibt es in Europa nur noch wenige historische Schwerttänze. In Deutschland ist der alte Überlinger Zunfttanz mit seiner langen und nahezu unverfälschten Tradition einmalig.